Die zauberhafte Tierhandlung (06) - Lotte und das verhexte Pferd by Holly Webb

Die zauberhafte Tierhandlung (06) - Lotte und das verhexte Pferd by Holly Webb

Autor:Holly Webb
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: EGMONT Verlagsgesellschaften mbH
veröffentlicht: 2014-04-09T16:00:00+00:00


Lotte und Sofie gingen mit Lottes Vater bis zur Tierhandlung, aber als sie vor der Tür ankamen, wich Lotte zurück.

»Was ist denn?«, fragte ihr Vater. Seine Hand ruhte auf der Türklinke, und auf seinem Gesicht lag ein Ausdruck, den Lotte noch nie gesehen hatte, ein Ausdruck beinah schmerzhafter Erwartung. Er hielt sich zurück, um mit ihr zu reden.

»Ich glaube, du solltest besser ohne mich hineingehen«, sagte Lotte. Sie sagte es ebenso zu sich wie zu ihm. Sie hatte es nicht so geplant. Aber plötzlich hatte sie das Gefühl, ihr Vater und ihre Mutter sollten sich besser ohne sie wiedersehen.

Ihr Vater nickte langsam. »Ja … vielleicht hast du recht. Wünsch mir Glück, Lotte«, flüsterte er in ihr Ohr und küsste sie rasch auf die Wange. Dann stieß er die Tür auf, ehe er es sich anders überlegen konnte.

Die Türglocke schellte, und dann fiel die Tür hinter ihm ins Schloss, und Lotte stand draußen auf der Treppenstufe und versuchte, nicht zum Fenster hineinzuspähen. Es war furchtbar schwer, der Versuchung zu widerstehen. Sie erhaschte einen kurzen Blick auf ihre Mutter, die mit dem wundersamsten Ausdruck aus Freude und Hoffnung und nackter Angst im Gesicht dastand. Alles gleichzeitig. Und dann rannte Lotte davon, Sofie sprang aufgeregt hinter ihr her.

Es war kalt und inzwischen richtig dunkel geworden, und Lotte blieb am Ende der Straße stehen und überlegte, wohin sie gehen sollte. Sie konnte nicht einfach bei Ruby hereinschneien. Ruby hätte nichts dagegen gehabt, aber ihre Mutter vielleicht. Lotte beschloss, zu Ariadne zu gehen. Sie rannte beinah die Straßen entlang und wünschte sich, sie hätte an Schal und Mütze gedacht, anstatt sich nur die Jacke überzustreifen. Es war eiskalt.

»Lotte, wenn du mich auf den Arm nimmst, wird uns beiden wärmer sein«, schlug Sofie jammernd vor. Sie sprang zwischen ihren Beinen umher, und Lotte hob sie hoch und setzte die Dackelhündin vorne in ihre Jacke wie eine fellbesetzte heiße Wärmflasche.

Es dauerte eine Weile, bis Ariadne ihnen die Tür öffnete, und Lotte machte sich schon Sorgen, dass sie nicht zu Hause wäre. Sie wandte sich ab, in Gedanken mit der Frage beschäftigt, ob es okay wäre, nach Hause zurückzukehren, wenn sie ganz langsam lief. Doch dann hörte sie, wie sich ein Türschloss öffnete, und Ariadne stand vor ihr. Ihr Gesicht war bleicher, als Lotte es je gesehen hatte.

»Oh nein …«, flüsterte Lotte, und Sofie stieß ein mitleidiges Wimmern aus. »Ist Shadow …?«

Ariadne nickte steif, als befürchte sie, in Tränen auszubrechen, wenn sie sich zu schnell bewegte. Dann wich sie zurück, um Lotte hereinzulassen.

Lotte trat zögernd über die Türschwelle. Abgesehen davon, einen Vater gehabt zu haben, der gestorben war, und dann herauszufinden, dass dem gar nicht so war, hatte sie nicht viel Erfahrung mit dem Tod. Sie konnte nicht anders, als sich im Raum umzusehen und sich zu fragen, wo er – es – war. Es war im Grunde nicht mehr Shadow.

»Er liegt auf meinem Bett, Lotte«, sagte Ariadne erschöpft, und Tabitha, die zusammengerollt in ihren Armen lag, wimmerte leise. Sie sah so mitgenommen aus wie ihr Frauchen. Sie bestand nur noch aus riesengroßen grünen Augen in einem schmalen getigerten Gesichtchen.



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